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Die Suppenküche in Balauresti

Im August dieses Jahres machten Marina und meine Wenigkeit anlässlich unserer diversen moldauischen Projekte in dieser zu Rumänien grenznahen Gemeinde einen spontanen Besuch. Schon der Weg dorthin, welcher überwiegend über unbefestigte Straßen führte, zeigte uns plastisch die allgemein vorherrschende Not. Alle sogenannten Grünflächen waren total vertrocknet. Eine große Herde mit Kühen rannte buchstäblich laut muhend durch ausgetrocknete Wiesen in der Hoffnung Grünfutter zu finden. Einige Kilometer weiter fanden wir ganze Schafherden blökend, welche ebenfalls rennend nach Nahrung suchten, den normal dazu gehörenden Schäfer vermissten wir. Es schien uns eine unwirkliche Welt, durch die wir fuhren, um nach Balauresti zu gelangen.

Wir machten uns Gedanken, wie das wohl in den kommenden Monaten so weitergehen sollte. Krass zeigte sich die allgemeine Not. Die sonst so grünen und vollen Maisfelder waren vertrocknet. Als wir an die ersten Hütten kamen, sahen wir, dass die Gärten ebenfalls unter der sehr langen Hitze gelitten hatten. Die sonst übliche Selbstversorgung mit angepflanztem Gemüse in den Gärten der ländlichen Bevölkerung, schien ausgefallen zu sein. Uns zeigte sich deutlich, dass der kommende Winter Hunger mit sich bringen würde. Als wir den Bäckermeister namens Leon BUZA endlich erreichten, freute sich dieser sehr über unseren Besuch, da Marina angekündigt hatte, dass wir auch in diesem Winter wieder mit Nahrungsmitteln für die Suppenküche zur Verfügung stehen würden. Herr BUZA führte uns durch seine “Räumlichkeiten“, einschließlich seiner Backstube. Wir sahen, dass die für die Nahrungsmittelhilfe zur Verfügung stehende Fläche mehr als bescheiden war und an zwei aufgestellten Tischen maximal 8 eng gedrängte Personen Platz finden. Herr BUZA teilte mit, dass er täglich bis zu 25 Personen kostenlos verpflegen würde, der Bedarf jedoch wesentlich höher wäre. Im Gespräch mit ihm, teilte er mit, dass er in zeitlichen Intervallen die komplett verarmten Alten in seiner Gemeinde eingeteilt hätte, um so den Platzmangel kompensieren zu können. Uns fiel auf, dass keinerlei Heizmöglichkeit vorhanden war und die Bedürftigen frierend ihre Nahrung zu sich nehmen mussten.

Schon in einer vergangenen Ausgabe unserer Verbandsnachrichten hatten wir Ihnen von dieser Suppenküche berichtet, welche erfreulicherweise durch die Initiative eines moldauischen Bäckermeisters entstand. Diesem war die Not seiner älteren bedürftigen Mitbürger so zu Herzen gegangen, dass er in einem sehr schmalen Raum einen Tisch mit Stühlen aufstellte und seine weiblichen Mithelferinnen der Bäckerei bat, ihm bei der Nahrungsmittelversorgung dieser Menschen behilflich zu sein. Nun ist das keine Bäckerei, wie wir sie in unseren Breiten vorfinden, sondern ein desolater Bau, in dem ein ehemaliger alter deutscher Backofen namens Matador zu finden ist, der mit einer eingebauten Gasversorgung seinen Dienst versieht. Wir erkannten und entschieden uns, dass es mit verhältnismäßig geringem finanziellem Aufwand möglich ist, den bestehenden Raum baulich besser auszunutzen, mit einer Heizung und den Eingang mit einem Vorraum zu versehen, damit mehrere Menschen gleichzeitig an der Suppenküche teilnehmen könnten. Spontan stellten wir Herrn Buza eine Summe von 3 000 Euro zur Verfügung, mit der er, die unserer Ansicht nach notwendigen baulichen Veränderungen vornehmen sollte, um eine Heizung einzubauen und mehr Platz zur Verfügung zu haben. Schon zwei Wochen später war es zu Projektabnahmen notwendig erneut in Moldau anwesend zu sein. In der Kürze der Zeit war es nicht möglich einen passenden Flug zu erhalten, weshalb ich mich entschied mit unserem langjährigen Mitglied Ulli Mäder mit dem PKW nach Moldau zu fahren. Da sich Balauresti nur weniger Kilometer nach der rumänischen Grenze in Moldau befindet, suchten wir beide spontan und unangemeldet den Bäckermeister Buza in Balauresti auf. Erst nach einigen Augenblicken realisierte er wer wir waren.

Erfreut stellten wir fest, dass Herr Buza mit der baulichen Maßnahme so weit gekommen war, dass die Heizung vollständig eingebaut und bereits funktionsfähig war und der geplante Vorbau sich in Arbeit befand. Herr Buza versicherte uns, dass er mit den Bauarbeiten spätestens zu Beginn der Suppenküchenaktion fertig wäre. Sehr erfreut und zufrieden verließen wir Balauresti und machten uns spät abends auf den Weg nach Chisinau. 

Ihr Dirk Hartig

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